Gemeinsame Internationale Deutsche Jugendmeisterschaft (GIDJM) in Kiel-Schilksee vom 12.08. – 16.08.2022

Dieses Jahr war ich zum ersten Mal mit einem 420er auf der Ostsee, um an der GIDJM teilzunehmen. Die GIDJM ist eine internationale deutsche Meisterschaft, die alle vier Jahre stattfindet und an der viele verschiedene Bootsklassen teilnehmen. Insgesamt waren über 600 Boote für diese Meisterschaft gemeldet: Optis, Europe, Laser/ILCA, Open Windfoil, 29er, Piraten und Teeny. Dieses Mal fand sie in Kiel statt, da dort vor 50 Jahren die Olympischen Spiele im Segeln stattgefunden haben. 

Ich war mit meinem Vorschoter Julius vom Segelclub Nord-Saar dabei. Zu unserer Gruppe gehörten noch drei weitere saarländische Teams und ein Team aus dem Rheingau. Aus unserem Verein startete noch Wanja mit ihrer Steuerfrau Julia vom Yachtclub Rhein-Mosel, die mit einer Gruppe aus Koblenz dabei war. 

Ein paar Tage vor der Regatta boten die jeweiligen Trainer schon ein Vortraining an, an dem Wanja auch teilnahm. Ich konnte leider erst einen Tag vor Beginn der Meisterschaft in Kiel sein. Zum Glück war mein Vorschoter schon vor mir da und konnte die Anmeldung und das Wiegen des Bootes durchführen. Dabei muss der Messbrief des Bootes vorgelegt werden, das Boot wird an ein Haken gehangen und grammgenau vermessen – bei uns stimmte zum Glück alles überein. Am Tag darauf ließen wir noch unsere Segel vermessen. Wir kamen ohne Probleme durch die Überprüfung und haben jetzt überall Stempel und Unterschriften der Vermesser. 

Am Abend trafen wir uns dann zum Einmarsch. Dort liefen alle Nationen – da international – und die Deutschen nach Bundesländern getrennt nacheinander erst auf die Treppe am Olympiahafen für Fotos. Wie erwartet stellten wir als Rheinland-Pfälzer und Saarländer eine der kleinsten Gruppen bei der Meisterschaft. Danach ging es zur Bühne mit der Eröffnungsrede und dem Sprechen des sportlichen Eids. 

Später gab es noch eine schnelle Steuerleutebesprechung der 420er.
Am nächsten Morgen hieß es dann Fertigmachen zur Regatta. Wir bauten die Boote auf und warteten voller Spannung auf das Hissen von Delta. Nur wenn diese Flagge hochgezogen wurde, durften wir unseren Stellplatz verlassen und slippen. Dann ging es los: Die Flagge wurde gehisst und unter ihr unser Wettfahrtgebiet: Delta. Das ist ganz schön weit draußen, aber na ja. Wenigstens ist da meist guter Wind. Alle Boote unserer Klasse gingen zum Slippen, was schon ein bisschen chaotisch war.

Dann fuhren wir aus dem Hafen raus und bildeten einen Schleppverband wegen des weiten Weges: selbst mit Schleppen ist es ein Weg von ca. 45 – 60 Minuten! Doch sobald wir das Boot hinter uns festgemacht hatten, bemerkte ich ein anderes Boot, welches direkt auf uns zufuhr. Wir begannen zu rufen, doch die Segler des „Pirat“ reagierte zu spät und fuhren uns in den Bug: wir hatten nun ein 30cm großes Loch dort, der Pirat hatte keine Schramme... Unser Trainer begutachtete den Schaden und die Entscheidung war klar: Sofort rausfahren und hoffen, dass das Loch geflickt werden kann.

Im Laufe des Tages konnte das Loch provisorisch geflickt werden, doch wir hatten 3 Wettfahrten verpasst. Um diese „ersetzt“ zu bekommen reichten wir Protest und einen Antrag auf Wiedergutmachung ein. Da die GIDJM eine internationale Veranstaltung ist, war die komplette Verhandlung in Englisch, da auch die Jury international besetzt ist. Diese Verhandlung musste ich alleine bestreiten, was durchaus eine spannende Erfahrung war. Am Abend waren wir sehr erleichtert, als klar war, dass wir morgen wieder aufs Wasser können und der Protest für uns positiv entschieden wurde.

Die nächsten Tage fuhren wir mit viel Spaß und Ehrgeiz mit. Da am ersten Tag wohl eine ziemlich durchhängende Startlinie sichtbar war, sind viele Segler von den jeweiligen Trainern auf ein besseres Startverhalten hingewiesen worden. Dies führte dazu, dass es fortan zu zahlreichen Frühstarts kam. Am dritten Wettfahrtstag wurden im zweiten Lauf sage und schreibe 23 Boote durch einen Frühstart für diesen Lauf disqualifiziert! Ich war leider auch dabei, Wanja mit Julia nicht, was ihnen zugutekam.  

Allerdings hatte Wanja mit der Welle ordentlich zu kämpfen, da sie mit ihren knapp 50kg nicht viel Gewicht ins Trapez bringen kann. Für Wanja war es das dritte Mal, dass sie mit Welle auf dem Meer segelte, für mich war es das erste Segeln überhaupt mit einem 420er auf einem Meerrevier. Zum Glück gab es dieses Jahr eine angenehme und relativ kleine Welle von knapp einem halben Meter (letztes Jahr hatte Wanja bei der IDJM 21 im Oktober in Warnemünde Wellen bis zu 2m) – aber auch diese muss beherrscht werden und stellt Segler aus einem Binnenrevier vor eine Herausforderung. Bei moderaten Winden von 2 - 3 Beaufort über die gesamte Wettkampfdauer mit Wind aus Ost-Südost, war der Wind meist gut händelbar. Trotzdem hatten wir mit der ungewohnten Welle zu kämpfen und mussten uns an diese Bedingungen gewöhnen. Da wir in einem Lauf die Böen falsch eingeschätzt hatten, sind wir zweimal gekentert, dabei ging wieder Material kaputt: der Baumniederholer musste provisorisch geflickt werden. Doch leider wurde unser Durchhaltevermögen zum Schluss doch nicht belohnt: wir kamen in diesem Lauf erst knapp nach dem Zeitlimit ins Ziel, so dass dieser Lauf nicht gewertet werden konnte. Aber dies konnte unsere Motivation nicht dämpfen, wir haben keinen Lauf ausgelassen.

Für die Beobachter war diese Meisterschaft super: wenn erst die Spis gezogen wurden, konnte man den Anblick genießen: blauer Himmel und blaues Wasser bei herrlichem Sonnenschein, weiße 420er mit weißen Segeln und dazwischen als Farbtupfer die bunten, sich im Wind aufblähenden Spis!

Wanja landete mit ihrer Steuerfrau Julia auf Platz 47 und ich mit meinem Vorschoter Julius auf Platz 56.
Es hat uns eine Menge Spaß gemacht, an dieser großartigen Deutschen Meisterschaft teilzunehmen. Wir werden nächstes Jahr wieder dabei sein!

Finn Junghans