Ostsee 2021 - SCE Trainer unterwegs


Wie im Vorjahr war die Idee, dass das erweiterte Trainerteam des SCE im Rahmen eines gemeinsamen Törns die besondere CoViD Saison 2021 ausklingen lässt. Dazu ging es nach Neustadt in Holstein zum Heimathafen der Esperanza II, einer Dehler Varianta 44 von unserem Clubmitglied Stephan. Mit ihm ging es am Sonntag, den 10. Oktober, einen Tag nach dem Vereinsabsegeln am Eicher See für Vincent, Laurenz und Tim gen Norden. Am Mittwoch sollten ihnen Leon und Marko folgen.


Montag, 11.10.2021 – Hafenmanöver mit Roland

Da die Crew noch nicht vollständig war, haben wir den ersten Tag vor Ort genutzt, um unsere Handhabung einer größeren Yacht zu verbessern. Dazu war Roland dabei, der uns mit Rat und Tat als langjähriger Segler und zuletzt auch Segeltrainer zur Seite stand. Zunächst haben wir uns noch an einfacheren Manövern und dem Längsanlegen in Luv und Lee versucht. Nach der obligatorischen Stärkung zum Mittag in Form von Fischbrötchen ging es dann unter auffrischendem Wind in den Boxen der Marina. Dort haben wir gelernt, wie wir die 12t Esperanza jederzeit sicher und in Ruhe in jede Position bringen können. Ein toller erster Tag und an dieser Stelle nochmals einen recht herzlichen Dank an Roland!


Dienstag, 12.10.2021 – Travemünde + Retour

Da wir nun mit dem Handling des Schiffes wieder bestens vertraut waren, haben wir uns entschieden, einen kurzen Gute-Laune-Abstecher nach Travemünde zu machen. Auch hier hieß das Stichwort zum Mittag: Fischbrötchen. Nachdem wir auch relativ schnell wieder zurück gesegelt waren, haben wir auf dem Rückweg gleich noch Stephans neuen Leichtwindgennaker ausprobiert – ein Prachtexemplar. Bis zu 12kn Fahrt bei 10kn Wind! Allerdings kein Tuch für mehr Wind. Um für den nächsten Tag gerüstet zu sein und nicht allzu spät zu starten, haben wir dann noch Proviant gebunkert. Morgen stoßen dann Marco und Leon zu uns.


Mittwoch, 13.10.2021 – Gen Dänemark

Nachdem wir uns gestärkt, die Wetterprognose gecheckt, den geplanten Kurs nochmals abgestimmt und letzte Besorgungen erledig haben, legen wir um 10:13 ab. Ziel: Dänemark. Es soll nach Nystad gehen. Bei anfangs mäßigen, aber schnell zunehmenden Winden aus Südwest und herrlichem Sonnenschein machen wir gut Fahrt gen Norden, vorbei an Fehmarn und dem Windpark Rødsand I. Eigentlich ist unser Plan, den direkten Kurs nach Nystad über vorgelagerte Sandbänke zu nehmen. Da der Wind zum Nachmittag auf Stärke 6 mit entsprechender Welle zugelegt hat und die Tiefe der schmalen Fahrrinne durch die Sandbänke nicht in der Karte verzeichnet ist, entschließen wir uns, den sicheren Weg über das Fahrwasser von Gedser zu nehmen. Damit würden wir jedoch erst sehr spät den Hafen erreichen, weshalb wir in Gedser festmachen. Beim Manöver sind dann auch all unsere erlernten Fähigkeiten vom Montag nötig, denn der Wind drückt mit 26 kn genau querab zu den leeren Boxen, von denen wir eine erwischen wollen. Es gelingt, mit Ruhe und vereinten Kräften ganz geschmeidig, auch wenn es etwas länger dauert – sicher und fest im Hafen.


Donnerstag, 14.10.2021 – Kühlungsborn

Leider konnten wir eine in der Marina abgestellte, mobile Sauna auf einem Anhänger nicht nutzen. Ob es daran, an dem ein oder anderen Kaltgetränk des Vorabends oder aber am harten Amwind-Kurs beim konstant starken Wind lag bleibt ungeklärt: Fakt ist jedoch, dass dieser Tag seinen Tribut bei einigen Crewmitgliedern zollt. Einzig Laurenz lässt alles völlig kalt und er kann seine Zeit nach Belieben unter Deck verbringen. Begleitet werden wir auf dem Weg von zwei Fregatten der Bundeswehr und Flugzeugen, welche als Übungsflugziele dienen und dabei so tief über Wasser und Esperanza fliegen, dass sie fast unseren Mast geküsst hätten. Unser eigentliches Tagesziel ist Hohen Wiechendorf. Es zeigt sich jedoch schnell, dass der Wind südlicher als vorhergesagt weht und wir daher aufkreuzen müssten. Am späten Nachmittag fällt dann die Entscheidung, diesen weiten Weg nicht zu beschreiten und stattdessen Kühlungsborn anzulaufen. Eine Entscheidung sehr zum Wohle des starken leidenden Teils der Besatzung, der nach Leinen über und fest begeistert und erschöpft auf den Steg fällt und sich über den „festen“ Boden unter den Füßen freut.


Freitag, 15.10.2021 – Heimathafen

Da bis zum Mittag Regen angesagt war, hieß es erst einmal Ausschlafen für uns. Nach einem ausgiebigen Frühstück schmissen wir die Leinen gegen 12:15 los, um in der Lübecker Bucht gen Neustadt bei 6…7 bft aufzukreuzen. Aufgrund der widrigen Bedingungen war einiges auf Kanal 16 los und plötzlich mussten auch wir den Anruf- und Notkanal nutzen, um die Seenotleitung Bremen Rescue anzurufen – wie aus dem Nichts tauchte aus den Wellen von 2-3 m  Höhe ein herrenloses Dinghy samt Außenborder unmittelbar vor unserem Bug auf. Ehe wir die Position mittels MOB-Taste markiert hatten, war es auch schon wieder in den Wellen verschwunden. Eine mahnende Erinnerung, wie schnell man bei solchen Bedingungen aus dem Blickfeld gerät. Wir entscheiden uns, keine Bergung zu riskieren und setzen unseren Kurs fort. Da der Wind ungünstiger als zu unserer ursprünglichen Planung stand, verzögerte sich auch unsere Ankunft. Glücklich und erschöpft erreichten wir gegen 20:00 im Dunkeln die erste Tonne der Hafeneinfahrt nach Neustadt und um 21:00 machten wir am Kai vor dem Restaurant Ambrosia fest, um dort auf unsere letzte Überfahrt anzustoßen und uns zu stärken.


Samstag, 16.10.2021 – Abschied

Klar Schiff machen hieß es dann am letzten Morgen unseres Herbsttörns – Nach dem Frühstück wurde der Bordstaubsauger aktiviert, jede Koje abgezogen und das Deck noch geschruppt. Nachdem Esperanza wieder glänzte wie lange nicht haben wir sie anschließend noch verholt, da ihr angestammter Liegeplatz in der Marina gestern Abend besetzt war. Dann hieß es: Anstellen im Stau des Ferienverkehrs. Gegen Abend erreichten dann alle von uns ihren persönlichen Heimathafen, bis auf Stephan, der noch eine Woche auf seiner Lady bleibt und dann an unseren Franz samt Crew für den finalen Törn von 2021 übergibt.